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2018-06-09


Heute wollte ich mich mal quälen. Nach den starken Regenfällen der vergangenen Tagen hatte ich keine Lust auf morastige Bachgründe. Die 20,7 km lange Wanderung aus outdooractive stand schon lange auf meiner to-go-Liste. Als ehemalige Duisburgerin zog es mich in die teilweise bekannte, aber noch nicht erwanderte Region in der Nachbarschaft. Die Tour wird nicht nur wegen der Länge, sondern auch wegen des sehr hohen Asphaltanteils als schwer eingestuft. Ich wusste also, worauf ich mich einließ. Dass es an diesem Frühlingstag hochsommerlich heiß werden sollte, kam noch erschwerend hinzu. Und trotzdem!

Auf dem vorgeschlagenen Parkplatz in Düsseldorf Angermund startete ich gegen den Uhrzeigersinn in die Route. Es ging durch Angermunds Straßen. Aufgefallen sind mir die liebevoll gestalteten hölzernen Straßenschilder, die ich auch noch außerhalb der dichteren Besiedlung antraf.

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collage1Auch dieses steinerne Kreuz an der Straße nach Rahm fand ich beachtenswert. Es markiert die Stelle,  an der bis 1976 die Rochus-Kapelle stand. Diese musste weichen, weil an der Straße ein Fahrradweg angelegt wurde. Die Angermunder Bürger vermissten ihre Kapelle und sorgten mit Spenden dafür, dass die Kapelle unweit des ehemaligen Standortes originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Schließlich hatten ihre Vorfahren in der 1666 erbauten Kapelle um Schutz vor der Pest und anderen Seuchen gebetet.

Am Ende der Siedlung ging es über die Bahnlinie hinein in die Felder. In der Ferne war der Duisburger Stadtteil Rahm zu erkennen.

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Über den Feldern wehte mir der Duft der Lindenblüten entgegen. Den ganzen Frühling über freue ich mich auf diese Zeit. Hier gab es ganze Lindenalleen, die in voller Blüte standen.

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Aber nicht nur Lindenalleen gab es hier. Etwas exotisch anmutende, junge Alleebäume (deren Bezeichnung ich nicht kenne) führten Richtung Schloss Heltorf.

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Die ehemalige Wasserburg  liegt noch auf Angermunder Gebiet. Das eigentliche Schloss ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Eine große Parkanlage ist zu bestimmten Zeiten geöffnet und soll einen eigenen Besuch wert sein. Mir hat die Vorburg und das ganze Drumherum aber gut gefallen. Kaum zu glauben, dass ich in meinen Duisburger Jahren nie hier war.

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Über eine weitere Schlossallee entfernte ich mich von Schloss Heltorf. Jetzt waren es Mammutbäume, die den Weg säumten.

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Es gab auf diesem Weg nicht nur Bäume zu bewundern. An einer kleinen Kapelle hielt eine Radfahrerin still Andacht. Die schönen Backsteingebäude rechts des Weges gehören sicher noch zum Grundbesitz von Schloss Heltorf. Über den Angerbach, dem man die starken Regenfälle der letzten Tage ansah, ging es dann wieder in die Felder.

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Hier gab es nicht nur Korn- sondern sogar Rosenfelder.

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Und dann kam ein großer Augenblick. Zum ersten Mal an diesem Tag verließen meine Füße den Asphalt und genossen diesen herrlichen Feldweg.

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Eine Bundesstraße wurde überquert und weiter ging es durch Felder.

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Um mich herum wogte der goldene Roggen. Ein merkwürdiger Turm am Ende der Felder zog mich magisch an. Was mochte das wohl sein?

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Beim näheren Hinsehen entpuppte der Turm sich als Schwalbenwohnanlage.

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Weiter ging es durch Wittlaer und hinein in ein Naturschutzgebiet.

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An dieser alten verfallenen Mühle am Schwarzbach sollte der Track eigentlich über einen Uferpfad verlaufen. Das ist aber jetzt nicht mehr möglich. Ein kleiner Umweg führte wieder auf den rechten Weg. Ich gelangte jetzt in die herrliche Auenlandschaft zwischen Rhein und den hochgelegenen Wittlaer Villen mit unverbautem Rheinblick. Von den Gebäuden war aber vom Weg aus nichts zu sehen. Dafür konnte ich die Landschaft und den schmalen Pfad umso mehr genießen.  

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In Wittlaer in Rheinnähe traf ich auf die ersten von einer Vielzahl von Gaststätten mit gemütlicher Außengastronomie.

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Dort, wo der Schwarzbach in den Rhein mündet, fand ich ein schattiges Pausenplätzchen dicht am Rheinufer.

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Nach einer kleinen Stärkung ging es unter der heißen Sonne weiter auf dem ungeschützten Uferweg Richtung Kaiserswerth. Fotografieren konnte ich wegen der Sonne nur nach hinten. Egal, ob man nach rechts oder links schaute, es gab so viel zu sehen. Auch die Villen konnten von hier aus bestaunt werden.

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Und dann erreichte ich Kaiserswerth, den ältesten Stadtteil von Düsseldorf. Hier gibt es unglaublich viel zu sehen. Vom Uferweg gelangte ich auf der Suche nach einer Eisdiele sofort in den historischen Ortskern mit seinen barocken Häusern aus dem 17. und 18 Jahrhundert.

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Direkt am Rheinufer erhebt sich die malerische Ruine der „Kaiserpfalz" des sagenumwobenen Kaisers Friedrich Barbarossa. Hier könnte man sich lange aufhalten und durch die Ruinen streifen.

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Vom Uferweg kann man die wuchtigen, bis zu vier Metern dicken Mauern der Burganlage bestaunen.

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Drum herum ein Biergarten neben dem anderen. Und dann gibt es auch noch die Fähre nach Meerbusch-Langst. Am anderen Rheinufer lockt die nächste Lokalität.

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In den Gassen hinter der Basilika St. Suitbertus mit den gut restaurierten alten Häusern hätte ich mich noch lange aufhalten können.

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Aber dann ging es doch weiter Richtung Kalkum. Ich genoss die gelöste, fröhliche Stimmung auf den Straßen. So ist es eben nur im Sommer, bzw. im sommerlichen Frühling.

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In Kalkum erwartete mich eine herbe Enttäuschung. Schloss Kalkum war eingerüstet. Wie ein Kunstwerk von Verpackungskünstler Christo lag es vor mir. Ab August soll die gesammte Fassade restauriert werden. Das wird dauern. Der schöne alte Park um das Wasserschloss herum war aber auch sehenswert. 

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Hinter Kalkum ging es wieder durch die Felder. Diese Etappe war wegen der Hitze dann doch etwas unangenehm. Hier gab es nichts als Sonne und Getreide, eine Straßen- sowie Bahnüberquerung.

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Eine Abwechslung wäre noch der Besuch eines Polo-Turniers gewesen, dass mitten in den Feldern stattfand. Aber eigentlich zog mich der schattige Wald und die Anger mehr an, denn jetzt ging es allmählich zum Endspurt Richtung Angermund über.

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Hier wurde es idyllisch. Jenseits der Anger war schon die Westseite der Burg Angermund (Alte Kellnerei) zu erkennen.

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Die Burg Angermund war die letzte Perle auf einer langen Schnur. Auch sie ist in Privatbesitz und näher als an dieser Stelle kam ich nicht an sie heran. Von hier aus war es jetzt nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt der langen Runde.

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Für mich war es eine tolle, abwechslungsreiche Tour. Über mir die heiße Sonne, unter mir der Asphalt, aber was lag alles dazwischen! Das Gesamtpaket hat mich begeistert. Nicht nur die vielen historischen Sehenswürdigkeiten, sondern auch die kleinen Hingucker rechts und links des Weges und natürlich die Stimmung, die über allem lag, machten den Tag für mich zu einem tollen Erlebnis. Dank an J.K. fürs teilen.